20.05.2024 12:34 Uhr

Klub-Boss von Union Berlin lässt sich "volllaufen"

Dirk Zingler zeigt sich erleichtert über den Bundesliga-Klassenerhalt von Union Berlin
Dirk Zingler zeigt sich erleichtert über den Bundesliga-Klassenerhalt von Union Berlin

Als Kapitän Christopher Trimmel und die Spieler von Union Berlin auf der Ehrenrunde mit den Fans feierten, waren die Vorbereitungen für die große Sause zum Klassenerhalt schon getroffen. Zwei Bierkästen standen im Mittelkreis des Stadions An der Alten Försterei und warteten auf ihren Einsatz.

Die Erleichterung nach der Last-Minute-Rettung beim 2:1 (0:0) gegen den SC Freiburg kannte keine Grenzen.

"Ich werde mich wahrscheinlich erstmal volllaufen lassen mit meinen Freunden und mit meiner Familie und mit allen, die hier mitgewirkt haben", sagte Klub-Chef Dirk Zingler.

Interimstrainer Marco Grote sprach von einem "wahnsinnig tollen Gefühl", Trimmel spürte "Gänsehaut pur", und auch Ex-Coach Urs Fischer gratulierte aus der fernen Schweiz: "Was für ein Krimi!"

Der späte Treffer von Janik Haberer (90.+3) hatte Union die Relegation und den drohenden Absturz von der Königsklasse in die 2. Liga erspart. Am Ende kamen die Köpenicker auch dank Schützenhilfe aus Bremen mit einem dicken blauen Auge davon.

Union Berlin verbraucht drei Trainer: "Das spricht für keine Mannschaft"

"Wir haben eine schlechte Saison hinter uns, haben drei Trainer verbraucht. Das spricht für keine Mannschaft", sagte Trimmel.

Erst war der langjährige Erfolgscoach Fischer gescheitert, dessen Nachfolger Nenad Bjelica kam bei Union nie richtig an. Im zweiten Spiel unter Grote fand Berlin zumindest die verloren gegangene Stabilität zurück.

"Es war wieder typisch Union-like", sagte Trimmel, "man hat wirklich in der Mannschaft gesehen, dass wir nicht zerfallen. Unsere Tugenden standen wieder im Vordergrund."

Einsatz, Wille, Laufbereitschaft, Kampf - Mittel, mit denen Union der beeindruckende Aufstieg vom Zweitligisten zum Champions-League-Starter gelungen war, gingen in der Saison 2023/24 verloren.

Das Wachstum? Zu schnell und rasant. Der Umbruch im vergangenen Sommer mit Star-Verpflichtungen wie Leonardo Bonucci? Zu groß.

Man habe sich als Mannschaft "nie richtig gefunden", hatte Trimmel zuletzt gesagt. Aber: "Wenn man es am Ende doch letztlich geschafft hat, kann man die Lehren draus ziehen. Der Verein wird die Saison gut analysieren."

Baustellen gibt es genug. Nach Informationen der "Bild"-Zeitung tagen am Montag die Gremien der Eisernen, um eine Entscheidung zu fällen, wer der Nachfolger von Bjelica wird.

Zwei Kandidaten für Bjelica-Nachfolge als Union-Trainer

Favorit ist Ex-Mainz-Trainer Bo Svensson, auch Andre Breitenreiter soll im Gespräch sein. In welcher Rolle Kaderplaner Oliver Ruhnert dem Klub erhalten bleibt, ist offen.

Auch das Gesicht der Mannschaft wird sich verändern. Unter anderem Innenverteidiger Robin Knoche verlässt den Klub, sein Vertrag wird nicht verlängert. Die Leihe von Brenden Aaronson endet. Leistungsträger Robin Gosens steht vor einer Rückkehr nach Italien, der Linksverteidiger soll sich mit Lazio Rom einig sein.

Dass Union nach zuletzt drei internationalen Jahren nicht mehr im Europapokal vertreten ist, kann beim Neuaufbau durchaus hilfreich sein.

"Nervlich war das die letzten drei, vier, fünf Jahre anstrengend", sagte Präsident Zingler und verabschiedete sich mit einer Hoffnung in den feucht-fröhlichen Abend: "Ich wünsche mir für die nächste Saison einen ganz langweiligen letzten Spieltag."